Was heisst Nachhaltigkeit in Corona-Zeiten?

Vor gut einem Jahr hat der Bundesrat den ersten Corona-Lockdown verhängt. Seither hat sich vieles verändert.

Kein Händeschütteln, überall Desinfektionsmittel, Abstand halten, Masken, Homeoffice, Corona-Tests. All das ist zu einer Art Dauerzustand geworden. Unsere Gesellschaft steht je länger je mehr vor grossen Problemen. Auch für die Bauwirtschaft und die damit verbundenen Industrie- und Gewerbezweige haben diese Entwicklungen massive Auswirkungen. Dabei ist zu bedenken, dass schon allein die steigenden Aufwände für zunehmende Auflagen und Massnahmen – sei dies im Bereich Lohnschutz, Raumplanung oder Sicherheit – die Baubranche vor grosse Herausforderungen stellen.

Nachhaltiges Wirtschaftswachstum ermöglichen

Die Politik ist mehr gefordert denn je. Es gilt, nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu ermöglichen. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum heisst umweltverträglich, den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern und Arbeitsplätze schaffen. Die öffentliche Hand muss eine Vorbildfunktion einnehmen und Optimismus verbreiten. Sie muss verhindern, dass Projekte zurückgestellt werden. Nach einer Krise sind es vor allem die privaten Unternehmen und Eigentümer, die erst einmal wieder Luft zum Atmen brauchen.

Der Bund, aber auch Banken, Versicherungen und Investoren sind gefordert, die Liquidität der Unternehmen sicherzustellen. Es kann nicht sein, dass Aktienkurse weiter explodieren und gleichzeitig KMUs leiden. Corona soll als Gelegenheit genutzt werden, die Prioritäten richtig zu setzen und eine nachhaltige Wirtschaft zu fördern. Es braucht mehr Investitionen in erneuerbare Energien, in CO2-neutrale Gebäudeparks, in ökologische Sanierungen aber auch einen Sprung in Richtung mehr Digitalisierung.

Auch die Bauwirtschaft ist gefordert

Corona hat die Digitalisierung in einer einmaligen Art und Weise vorangetrieben. Digitalisierung heisst künftig jedoch nicht nur elektronisches Einkaufen, Homeoffice und Videokonferenzen, sondern eben auch automatische, jederzeit situationsgerechte Steuerung der Haustechnik von der Heizung über die Lüftung bis zum Backofen und Staubsauger. Idealerweise wird der dazu benötigte Strom mit Photovoltaik selber produziert und sinnvoll gespeichert.

Eine Umfrage des Baumeisterverbands vom Februar dieses Jahres zeigt, dass Schweizerinnen und Schweizer sich wünschen, dass vor allem in den Städten und Agglomerationen neuer Wohnraum entsteht. Gleichzeitig wollen sie aber nach wie vor am liebsten in Einfamilienhäusern oder grösseren Wohnungen mit einer Fläche zwischen 80 und 120 Quadratmetern leben. Die Bauwirtschaft ist gefordert, Lösungen zu finden, die verdichtetes Bauen, Nachhaltigkeit, Finanzierbarkeit und Wohnkomfort in Einklang bringen.

Neues CO2-Gesetz mit eminenter Bedeutung

Die Baubranche bleibt in Zukunft nicht nur im Spiel, sie ist und bleibt ein Schlüsselspieler. Dies übrigens auch in Zusammenhang mit der Volksabstimmung über das neue CO2-Gesetz am 13. Juni 2021. Dieses ist für nachhaltiges Bauen von eminenter Bedeutung. Es stärkt bestehende und schafft neue Anreize, umweltfreundlich und klimaschonend zu bauen. Davon wird die Bauwirtschaft nachhaltig profitieren.

In diesem Jahr muss es der Politik generell gelingen, Zuversicht zu entwickeln. Der Staat kann mit seinen Investitionen, Corona-Krediten, Härtefallgeldern und Kurzarbeitsentschädigungen die Krise nicht allein bewältigen. Es braucht den Einsatz von uns allen. Wir werden das schaffen. Schauen wir mit Zuversicht in die Zukunft und investieren wir in nachhaltiges Bauen!

Martin Candinas ist Nationalrat Die Mitte – CVP Graubünden.

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