Diskussionen über die Orientierung eines Gebäudes, das Miteinbeziehen von natürlich vorkommenden und regenerierbaren Energien, eine Optimierung des Raumprogramms, um Flächen einzusparen und die Entwicklung einer stringenten Primärstruktur, die eine flexible Nutzung ermöglicht, sollten früh geführt werden. Denn auf konzeptioneller Ebene vergebene Potenziale und Synergien können nur mit erheblichem Mehraufwand hinsichtlich Fläche, Konstruktion und Gebäudetechnik kompensiert werden. Dies führt in den meisten Fällen zu einer Steigerung des Technisierungsgrades und damit zu einer Erhöhung der Grauen Energie und der Kosten.

Der Grundriss – ein Wertfaktor

Mit flexibel nutzbaren Strukturen beispielsweise können die Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus reduziert werden. Dabei sind nicht nur die gewählten Baustoffe und Materialien von Bedeutung, sondern die effektive Nutzungsdauer. Ein gut nutzbarer und intelligent gestalteter Grundriss kann die Nutzugsdauer bis zu einer notwendigen Sanierung oder einem Ersatzneubau um ein Vielfaches verlängern. Auch eine konsequente System- und Schichtentrennung kann einen vorzeitigen Abriss verhindern und bei einem vollständigen oder partiellen Rückbau den ökonomischen und ökologischen Aufwand reduzieren.

Zurück auf der Grundriss-Ebene gilt es bei dessen Gestaltung den gemeinschaftlich genutzten Bereichen ein hohes Mass an Bedeutung zu geben. Diese können nicht nur Begegnungen und zwischenmenschliche Beziehungen fördern, sondern sie ermöglichen auch eine höhere Nutzungsdichte.

Beispiel Alterszentrum Mettenweg in Stans

Das Projekt für das Alterszentrum Mettenweg in Stans setzt ein umfangreiches Raumprogramm in einem facettierten Volumen um, das sich gut integriert und gleichzeitig eine eigene Präsenz entwickelt. Während der Holzbau an lokale Bautraditionen anknüpft, erleichtern die klaren Strukturen den Bewohnern und Besuchern die Orientierung und gewährleisten optimale Arbeitsabläufe. Die Raumfolge der kollektiven Räume bietet weite Blicke in die Feld- und Berglandschaft. Dadurch entstehen statt Korridorflächen attraktive Rundläufe mit gut nutzbaren räumlichen Schwerpunkten. Die Bewohner können so durch ihre Wohngruppe flanieren und jedes Mal neu entscheiden, wie weit sie sich von ihrem individuellen Zuhause entfernen und am Gemeinschaftlichen partizipieren wollen.

Das Gebäude als Gesamtsystem

Schliesslich ist ein Gebäude im Idealfall als Gesamtsystem gedacht: Eine Decke ist zum Beispiel nicht nur ein konstruktives Element der Primärstruktur, sondern kann thermisch aktiviert und aufgrund der hohen Speichermasse einen ausgeglichenen, energieeffektiven Betrieb des Gebäudes ermöglichen. Die Ausbildung einer differenzierten Schnitt- und Grundrisslösung mit unterschiedlichen Klimazonen ermöglicht nicht nur die Reduktion des Heizwärmebedarfes, sondern schafft unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten und vielfältige Blickbeziehungen. Einzelne Elemente oder Gestaltungs-Entscheide haben mehrere Funktionen und agieren symbiotisch miteinander, so dass am Ende das Ganze mehr ist als nur die Summe seiner Teile.

«Das Ganze ist mehr als nur die Summe seiner Teile.»

Sebastian El Khouli, Dipl.-Ing. Architekt TU SIA | Energieberater TU | eco-bau Fachpartner. Mitglied der Geschäftsleitung von BGP Architekten ETH SIA BSA und Leiter Nachhaltigkeit und Bauen im Bestand. Nebst seiner Autoren- und Herausgebertätigkeit unter anderem für die Detail-Fachbücher «Nachhaltig konstruieren» und «Nachhaltige Wohnkonzepte», hält er regelmässig Vorträge und Vorlesungen im In- und Ausland. www.bgp.ch