«Zwei Drittel aller Ressourcen auf unserem Planeten saugt die Bauwirtschaft auf. Die nicht auf dem Prinzip der Nachhaltigkeit basierende Ausbeutung der Rohstoffe ist unklug, ja gar verantwortungslos» sagt der Ingenieur Hermann Blumer.

Der Holzbau boomt! Schulgebäude, Wohnbausiedlungen, Gewerbe- und Industriebauten, ja sogar Hochhäuser werden in Holz gebaut. Das erste zehnstöckige Holz-Hochhaus der Schweiz steht in Risch-Rotkreuz – das Bürogebäude «Suurstoffi 22».

Neu entwickelte Holzwerkstoffe revolutionierten den Holz- und Hybridbau, was heute den mehrgeschossigen Bau bis hin zum zehnstöckigen Hochhaus und höher erlaubt. Holz eignet sich besonders für die Vorfertigung. So werden Wände, Decken undsoweiter witterungsunabhängig in der Werkhalle vorgefertigt, zur Baustelle transportiert und dort zusammengesetzt, was die beim Stahlbetonbau notwendige Austrocknungszeit erübrigt.

«Nichts auf der Welt ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.» Victor Hugo

Die Möglichkeit, Holzkonstruktionen aus Standardelementen zu kombinieren, bietet ideale Voraussetzungen für datengetriebene Bauprozesse. So leistet das „Building Information Modeling – BIM“ einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Nachhaltigkeit beim Bauen mit Holz oder in Kombination mit Beton und Stahl.

Aktiver Klimaschutz und Swissness

Das Bürogebäude «Suurstoffi 22» in Risch-Rotkreuz ist das erste zehnstöckige Holz-Hochhaus der Schweiz.
Bild: © Roger Frei, Bernhard Strauss

Der Baustoff Holz ist ein hervorragendes Produkt der nachhaltigen „Klimaschutzfabrik“ Wald. Wachsende Bäume entziehen der Luft Kohlendioxid (CO2) und verarbeiten dieses in Kohlenstoff und Sauerstoff. Ein Baum enthält zirka 50 Prozent Kohlenstoff. Dieser verbleibt bis zur Verrottung oder thermischen Nutzung im Holz und leistet damit aktiven Klimaschutz.

Bei der Produktion von Bauholz und Holzwerkstoffen entsteht weniger CO2, als das bei der Herstellung von Zement und Stahl der Fall ist. Die 1500 Kubikmeter des in der Surstoffi 22 verbauten Holzes ersetzen 1000 Kubikmeter Beton, reduzieren den CO2-Ausstoss um 1912 Tonnen und produzieren 1274 Tonnen Sauerstoff. Das verbaute Holz wächst innerhalb von 148 Minuten im Schweizer Wald wieder nach. Weil Holz wieder und wieder verwertbar ist, wird es nie zur Altlast. Letztes Glied des ressourcenschonenden Kreislaufproduktes Holz ist die thermische Nutzung.

Derzeit stehen rund 430 Millionen Kubikmeter Holz im Schweizer Wald mit einem Holzvorrat, der seinesgleichen in Europa sucht: 351 Kubikmeter pro Hektare. Die jährliche Zuwachsrate beträgt zirka zehn Millionen Kubikmeter, und die derzeitige Holznutzung liegt bei 4,5 Millionen Kubikmeter. Deshalb wäre eine jährliche Mehrnutzung von zwei Millionen Kubikmeter auch aus ökologischer Sicht nachhaltig.
Waldwirtschaft, Holzwirtschaft (Waldeigentümer, Forstwirtschaft, Sägereien, Schreinereien, Zellstoff- und Papierindustrie) und Holzbau umfassen rund 90‘000 regional verankerte Arbeitsplätze. Mit der Nutzung unseres wertvollen Rohstoffes Holz – einer der wenigen, über den die Schweiz verfügt – sichern wir Arbeitsplätze, und die Wertschöpfung bleibt vor Ort.

Vorteile für Eigentümer und Mieter

Holz riecht gut, schafft den Bezug zur Natur, fühlt sich gut an und sorgt dank seiner Fähigkeit, die Raumtemperatur und -feuchte auszugleichen, für ein behagliches Wohnklima. Holzgebäude sind innert kürzester Zeit bezugsbereit, was die Kosten im Vergleich zur Massivbauvariante für den Bauherrn senkt.
Im Vergleich zu Beton und Stahl verfügt der Baustoff Holz über eine hohe Tragfähigkeit bei geringerem Eigengewicht. Das ist speziell bei An- und Aufbauten von grossem Vorteil, weil Platz und Kosten gespart werden können.

Übrigens: Die mit dem Label «Schweizer Holz» versehenen Produkte beinhalten mindestens 80 Prozent Schweizer Holz. Fragen Sie nach Schweizer Holz!

Links:
www.hermann-blumer.ch
www.erne.net (Suurstoffi 22)
www.holz-bois-legno.ch

Dr. Peter Greminger, Dipl. Forsting. ETH-Z, Aktivzeit in den USA, in der Forschung, der Privatwirtschaft sowie in der Bundesverwaltung als Senior Consultant Bafu. Heute engagiert er sich für die zukunftgerichtete Wertschöpfungskette «Schweizer Holz» und das risikogerechte Planen und Handeln. pgreminger@bluemail.ch