Besser leben in gesundem Innenraumklima

Was macht eine gutes Innenraumklima aus? Gerade in Pandemie-Zeiten, wo wir die meiste Zeit zuhause oder im Homeoffice verbringen, ist das eine wichtige Frage.

Unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit wird von der Raumluftqualität massgeblich beeinflusst. Die Qualität des Innenraumklimas hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel die Raumluft- und Oberflächentemperaturen, die Luftfeuchte und die Luftqualität (CO2-Gehalt, VOC, SVOC). Beleuchtung, Akustik, elektromagnetische Felder und nicht zuletzt das Nutzerverhalten sind weitere Komponenten, die das Raumklima beeinflussen.

Raumklima

Das thermische Wohlbefinden wird nicht nur von der Raumtemperatur geprägt. Ein behagliches Raumklima erfordert daneben genügend hohe Oberflächentemperaturen. Wände und Fussböden von Wohnräumen sollten idealerweise maximal zwei bis drei Grad Celsius kühler beziehungsweise maximal fünf Grad Celsius wärmer (zum Beispiel bei Wand- oder Fussbodenheizung) sein als die Raumluft. Für ein gesundes Raumklima ist vor allem ein warmer Fussbodenbelag wichtig. Als fusswarm gilt ein Baustoff mit einer Wärmeleitfähigkeit bis zirka 0,2 W/mK (Watt pro Meter und Kelvin), das sind zum Beispiel Teppich, Holzfussböden, und Linoleum. Im Vergleich dazu liegen Fliesen bei 1,3 und ein Zementunterlagsboden bei 1,4 W/mK.

Die Raumluftfeuchte beeinflusst ebenfalls das Behaglichkeitsempfinden. Zu trockene Luft begünstigt eine elektrostatische Aufladung sowie eine erhöhte Staubbelastung, was zum Austrocknen der Schleimhäute, zu Atemwegsbeschwerden und zu einem erhöhten Infektionsrisiko führt. In Kombination mit Bildschirmarbeit kann es zum «Office-Eye-Syndrom» kommen. Die Augen jucken, brennen oder schmerzen.

Zu hohe Luftfeuchte führt zu Ermüdung und begünstigt die Entstehung von Krankheitskeimen. Auch die Geruchsbelästigung steigt in Räumen mit hoher Luftfeuchte. Die ideale Raumluftfeuchte liegt zwischen 30 und 60 Prozent relative Luftfeuchte.

Baustoffe

Materialien wie Holz, Lehm und Naturfasern mit ihren hygroskopischen Eigenschaften, tragen zu einem ausgleichenden Raumklima bei. Heute werden jedoch eine Vielzahl von Materialien verbaut, die synthetischen Ursprungs sind und auf die Raumluft-Qualität erheblichen Einfluss haben.

Zu vermeiden sind vor allem Materialien, die über lange Zeit flüchtige organische Verbindungen in die Raumluft abgeben. Es sind Weichmacher in Kunst- und Klebstoffen und Bodenbelägen, oder Isothiazolinone als Konservierung in Farben, Lacken, Duftstoffen und Reinigungsmitteln. Für den Laien sind diese Stoffe schwer zu identifizieren. Nicht selten führen sie zu Allergien und unspezifischen Krankheitssymptomen, besonders wenn der Organismus über einen langen Zeitraum chronisch belastet wurde.

Ebenfalls elementar: Verbaute Materialien können in Kombination ein völlig anderes Verhalten zeigen als bei isolierter Betrachtung. Raumluftuntersuchungen geben aufgrund der gemessenen Substanzen in der Raumluft Hinweise, die Schadstoffquelle zu finden, gestaltet sich aber oft als diffizil.

Gesellschaftliche Vorteile

Bauvorhaben werden heute in der Planungsphase bauökologisch begleitet, um Baumaterialen nach ökologischen und gesundheitsunbedenklichen Kriterien auszuwählen. Ein konsequentes Baucontrolling garantiert, dass tatsächlich umgesetzt wird, was geplant wurde. Ganzheitliche Gebäudemanagement-Konzepte sind gefragt, die Energieverbrauch, Umweltaspekte und die Innenraumluftqualität überwachen.
Als einfacher Indikator einer guten Raumluft-Qualität kann die CO2-Konzentration gemessen werden, insbesondere wenn sich mehrere Personen in einem Raum aufhalten. Generell hilft Stoss- und Querlüften am schnellsten zu einem Luftaustausch und befördert virusbeladene Teilchen nach draussen. Die Überwachung und Verbesserung der Raumluftqualität in der Planung und Instandhaltung zukünftiger Gebäude, kann enorme gesellschaftliche Vorteile hinsichtlich Wohlbefinden und Gesundheit der Bevölkerung bieten.

Dr. Niklaus Hürlimann hat als Geochemiker ein gesamtheitliches Verständnis für Stoffkreisläufe. Seine beruflichen Erfahrungen reichen von der Erkundung mineralischer Bodenschätze über die Grundlagenforschung magmatischer Petrologie bis zur Analytischen Chemie. Heute arbeitet er in den Bereichen Umweltanalytik und Nachhaltiges Bauen und ist geschäftsführender Gesellschafter
der JUH ecoconsulting GmbH.
www.juh-ecoconsulting.ch

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