«Umnutzungen dienen einer nachhaltig gebauten Umwelt.»

Am westlichen Auflager der Monbijoubrücke in Bern hat das Architekturbüro Bauart ein Bürohaus aus den 1960er-Jahren in ein vielfältiges Wohnhaus umgewidmet.

Das Projekt entspricht einer gestapelten Stadt in der Stadt, verbindet zwei Stadtebenen und unterschiedliche Nutzungen miteinander und verhilft dem rauen, urbanen Ort zu neuem Leben. 

Gebäudestruktur erhalten und weiter in Wert setzen

Das Bürohaus aus den 1960er-Jahren stand 2016 vor einer grosszyklischen Sanierung. Im Rahmen der Testplanung zum Gaswerkareal von 2014 bis 2015 entstand die Idee, das Bürohaus in ein Wohnhaus zu überführen. Gemeinsam mit der Bauherrschaft wurde entschieden, das Haus zu erhalten und nicht nur zu sanieren, sondern gleichzeitig einer neuen Nutzung zu überführen. Damit konnte ein wichtiger Beitrag zur Wohnungsknappheit im innerstädtischen Raum geleistet werden.

Angrenzende Quartierteile aufwerten

Mit der Umwidmung von Büro in Wohnen leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Belebung und Attraktivierung des Quartiers. Der frühere «Unort» konnte in einen lebenswerten Raum umgewandelt werden. Der Standort ist über zwei Stadtebenen optimal erschlossen und wird im Zusammenhang mit der zukünftigen Aufwertung des Gaswerkareals weiter an Attraktivität gewinnen. Der Brückenkopf als Marke soll in Zukunft weiter etabliert werden. Aufgrund der für Berner Verhältnisse sehr städtischen Lage wurde ein Nutzungs-Konzept mit dem Titel «urban living» entwickelt.

Vielfältiges Nutzungsangebot unter einem Dach

Realisiert wurden 53 Kleinwohnungen (1.5-Zimmer, 2.5-Zimmer und 3.5-Zimmer), Lofts für Ein- und Zweipersonenhaushalte sowie Appartements für Kurzaufenthalter. Neben den Wohnungen bereichern ein kleines Restaurant auf Brückenniveau und gemeinschaftliche Nutzungen wie eine Dachterrasse, ein Waschsalon sowie gut erreichbare Veloräume das vielfältige Angebot. Im Sockel des Gebäudes befinden sich darüber hinaus weitere Nutzungen in den Bereichen Freizeit, Sport und Einkauf, welche direkt an das neue Wohngebäude angebunden sind. 

Uniformes Gebäude reagiert neu auf den Kontext

Die unterschiedlichen Wohntypologien sind abhängig von der Lage der Wohnung innerhalb der Liegenschaft, beziehungsweise von den damit verbundenen Lagequalitäten angeordnet. Der Wohnungsmix verändert sich von unten nach oben und der Ausbaustandard reagiert auf Ausrichtung und Aussicht. Damit bezieht sich das vormals uniforme Bürogebäude in seinen Grundrissen und dem neuen, in der Vertikalen changierenden Fassadenkleid auf seinen umgebenden Kontext. 

Fliessende Raumfolgen charakterisieren die Wohnungen

Der typische Stützen-/Plattenbau aus den 60er Jahren wurde auf den Rohbau zurückgebaut. Die neuen Wohnungen wurden komplett in Mauerwerk und Leichtbau gebaut und die Gebäudestruktur der 60er Jahre soll über die freigestellten Stützen, freistehende Wände und eine freigespielte Fassade weiterhin erlebbar bleiben. Mittels Schiebetüren lassen sich einzelne Räume zuschalten oder abtrennen, beziehungsweise kann der Raum entlang der Fassade komplett geöffnet werden. Die dadurch erzielte Grosszügigkeit gibt den Wohnungen einen loftartigen Charakter, der sich als prägendes Element durch das ganze Gebäude zieht. 

Gemeinschaftliche Dachterrasse als krönender Abschluss

Das rundum begehbare Dach mit einem Weitblick, der neue Perspektiven über die Stadt bis zu den Alpen eröffnet, bildet den krönenden Abschluss des Gebäudes. Die Dachterrasse steht allen Bewohnern und Gästen als Gemeinschaftsfläche zur Verfügung und lädt ein zu ungezwungenen Begegnungen. Auf einer Fläche von 640 Quadratmetern ist Platz für zwei Aussenküchen, gedeckte wie freie Sitzplätze und wertvolle Grünflächen. Die Dachterrasse bildet einen äusserst wertvollen Ersatz für die auf den beiden Stadtebenen fehlenden Aussenflächen.

Stefan Graf ist Partner bei Bauart Architekten und Planer und verantwortlich für das Projekt Umnutzung Brückenkopf West in Bern. Bauart ist ein renommiertes, schweizweit tätiges Architekturbüro mit einem Team aus rund 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Standorten Bern, Neuchâtel und Zürich. www.bauart.ch