Es ist naheliegend, mit dem vor Ort gewachsenen Rohstoff auch vor Ort zu bauen

Holz ist per se ein nachhaltiger Rohstoff: erneuerbar und klimaneutral. Und die Aufbereitung zum eigentlichen Holzprodukt benötigt nur wenig graue Energie. Wird Holz verbaut, dann speichert es CO2.

Das Konzept der Nachhaltigkeit hat seinen Ursprung in der Waldwirtschaft (1713). Vor über 300 Jahren wurde die Nachhaltigkeit im Wald so verstanden, dass nur soviel geerntet wird wie wieder nachwächst. 1987 hat der «Brundtland Bericht» drei Dimensionen der Nachhaltigkeit festgelegt: Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft sollen im Gleichgewicht sein. Die Nachhaltigkeit ist danach umfassend in den Standard «Nachhaltiges Bauen Schweiz» (SNBS) eingeflossen.

Die Ressourcenpolitik Holz des Bundes wurde soeben überarbeitet und erscheint im Frühling 2021. Sie unterstützt die Strategie der nachhaltigen Entwicklung der Schweiz. Und sie leistet signifikante Beiträge zur Wald-, Klima-, Energie- und Regionalpolitik sowie weiteren Sektoralpolitiken wie auch zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO.

Die Schweiz ist zu einem Drittel der Fläche bewaldet. Hier wächst der erneuerbare Rohstoff Holz in einem Wald, der eine sehr hohe Biodiversität aufweist, weil er schonend und ohne Dünger bewirtschaftet wird. Die Sektoren Wald und Holz beschäftigen rund 95’000 Menschen, viele davon in Randregionen. Holz schafft jährlich rund sechs Milliarden Franken Wertschöpfung, also ein Prozent des Bruttoinlandproduktes. Zudem bietet die Wertschöpfungskette Wald und Holz rund 15’000 Lehrstellen in gut 20 Berufen.

Nachhaltigkeit als Zuschlagskriterium

Neu wurde beim öffentlichen Beschaffungswesen die «Nachhaltigkeit» als Zuschlagskriterium aufgenommen. Und bereits 2017 hat der Bund sich verpflichtet, bei seinen eigenen Bauten und Anlagen die Verwendung von nachhaltig produziertem Holz zu fördern. Art. 34b des Waldgesetzes (WaG, SR 921.0) beziehungsweise Art. 37c der Waldverordnung (WaV, SR 921.01) verpflichten den Bund, bei der Planung, der Errichtung und dem Betrieb eigener Bauten und Anlagen, soweit geeignet, die Verwendung von nachhaltig produziertem Holz zu fördern. Dabei soll er bei der Beschaffung von Holzerzeugnissen die nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung sowie das Ziel der Reduktion von Treibhausgasemissionen berücksichtigen.

KBOB-Empfehlungen «Nachhaltiges Bauen mit Holz»

Im Jahr 2020 wurden von der Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren KBOB die Empfehlungen «Nachhaltiges Bauen mit Holz» veröffentlicht. Diese helfen Investoren, Planenden und Architekten, mit Holz zu planen und zu bauen. Quasi jede Gemeinde, die Kantone und auch der Bund verfügen über eigenen Wald. Es ist naheliegend, mit dem vor Ort gewachsenen Rohstoff auch vor Ort zu bauen – wie dies Jahrhunderte lang der Fall war. Die Vorteile des Holzbaus können so optimal genutzt werden:

  • Grosse Spannweiten bei Tragwerken
  • Vielfältige Formensprache
  • Aufstockungen und Erweiterungen wegen des geringen spezifischen Gewichtes
  • Schnelle Bauweisen aufgrund der Vorfertigung im Werk
  • Hohe Wertigkeit
  • Jahrhundertelange Erfahrung vom Handwerk bis hin zu Hightech
  • Bauen mit BIM (Building Information Modeling, deutsch: Bauwerksdatenmodellierung)

Schrittweise Skizzierung der Planungsschritte

Diese KBOB-Empfehlungen zeigen Schritt für Schritt auf, wie man vorgehen kann von der Immobilienstrategie bis hin zur Ausführung eines Baus. Parallel mit den KBOB-Empfehlungen wurde ein «Holzrechner» entwickelt. Er quantifiziert die Umweltauswirkungen von Holz auf der Grundlage von Ökobilanzdaten. Die Berechnung umfasst die Primärenergie gesamt sowie die erneuerbare und nicht erneuerbare Primärenergie und die Treibhausgasemissionen. Schliesslich weist sie die Gesamtumweltbelastung in Umweltbelastungspunkten aus.

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Alfred W. Kammerhofer ist Sektionschef Holz- und Waldwirtschaft, Abteilung Wald, Bundesamt für Umwelt BAFU, Bern. www.bafu.admin.ch