Im Jahr 1972 erregte «Grenzen des Wachstums» des «Club of Rome» weltweite Beachtung. Fünfzig Jahre nach Erscheinen der Studie hat ein Umdenken auf breiter Front noch immer nicht stattgefunden. Ich sehe Baustellen, auf denen Stahlbetondecken niedergerissen und beinahe identisch wieder hochgezogen werden. Noch sind die meisten Auftragsbücher voll. Aber wie lange noch sind Produkte und Baumaterialien in den heute benötigten Mengen verfügbar? Coronakrise und Ukraine-Krieg haben uns aufgezeigt, wie labil unsere Systeme sind, wenn wir uns in bisherigem Umfang der Abhängigkeit von internationalen Warenströmen hingeben. Wenn wir Menschen die Grenzen unseres verschwenderischen Verhaltens nicht selbst erkennen, wird uns wohl bald die Natur diese aufzeigen. Einen ersten Eindruck von Veränderungen haben wir im vergangenen schneearmen Winter gespürt.

Der SIA baut nicht. Der SIA entwickelt keine innovativen Produkte. Der SIA plant auch keine Materialkreisläufe. All dies tun aber seine Mitglieder. Der SIA unterstützt sie und die Baubranche mit laufend angepassten Planungsinstrumenten, mit Weiterbildungen, mit einem einzigartigen, interdisziplinären Netzwerk, welches das Wissen aller seiner Mitglieder vereint. «Gemeinsam wirkungsvoll für einen nachhaltig gestalteten Lebensraum» heisst unser von den Delegierten verabschiedetes Motto. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Umbau des Bauwerks Schweiz erfolgreich meistern. Aber nur wenn jede und jeder einzelne bei der täglichen Arbeit seinen Beitrag dazu leistet.

Christoph Starck
Geschäftsführer SIA
(Fotograf: Ulrich Wyder)

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