Die Schweizer Dämmstoff-Herstellerin swisspor hat ein Recycling-Verfahren mit einem Veredelungsprozess entwickelt, das den Polystyrol-Wertstoffkreislauf schliesst. Dank diesem einzigartigen Produktionsverfahren werden Zirkularität und Wiederverwertbarkeit des erdölbasierten Rohstoffs maximal gewährleistet, Abfälle reduziert und nicht erneuerbare Ressourcen minimiert.

Gebäude im Bestand sind nebst dem Verkehr einer der relevantesten CO2-Emittenten in der Schweiz. Ein schlecht gedämmtes Mehrfamilienhaus aus den 70ern verbraucht rund 20 Liter Heizöl pro Quadratmeter beheizter Wohnfläche und Jahr. Ein Liter Heizöl verursacht rund drei Kilogramm CO2. Somit setzt ein einziger Quadratmeter Wohnfläche jedes Jahr rund 60 Kilogramm CO2 frei. Darum modernisieren kluge Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer ihre schlecht gedämmten Gebäude mithilfe der Expertise von Gebäudehüllenspezialisten. Nach der energetischen Sanierung des erwähnten Mehrfamilienhauses sind nur noch drei anstatt 20 Liter Heizöl notwendig. Ausserdem kann die alte Ölheizung durch ein modernes, CO2-freies Heizsystem ersetzt werden.

Diese Grafik zeigt die vier möglichen Wertstoffkreisläufe von EPS- und XPS-Dämmstoffen
sowie Thermoplaste aus der Verpackungs- und Foodindustrie.

 

Für die Gebäudehüllensanierung werden meist Thermoplaste wie etwa EPS-Schaumstoffe (expandiertes Polystyrol, Styropor) oder XPS-Platten (extrudiertes Polystyrol, Styrodur) verwendet. Wird durch dieses erdölbasierte Dämmungsprodukt das Problem der CO2-Emission nicht einfach verlagert? Nicht wenn man in Kreisläufen denkt und handelt.

Vier mögliche Recyclingkreisläufe

Beim Polystyrol-Recycling gibt es vier mögliche Zyklen der Wertstofferhaltung und -neuaufbereitung.

Verwendung von Produktionsabfällen

Der in der Grafik schwarz gekennzeichnete Kreislauf wird bereits seit Jahren praktiziert. Aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen gibt es kaum Herstellerinnen und Hersteller von Polystyroldämmstoffen, die ihre eigenen Produktionsabfälle nicht selbst wieder bei Neuprodukten einsetzen. Dieses Vorgehen ist einfach, da die eigenen Abfälle sauber und eindeutig identifizierbar sind.

Verwendung von Baustellenabfällen

Der dunkelblau eingefärbte Kreislauf wird schon ein bisschen delikater. Hier handelt es sich um die Wiederverwendung von Polystyroldämmstoff-Abfällen auf den Baustellen. Ein Recycling dieser Abfälle setzt eine funktionierende Logistik voraus und mindestens eine mechanische Reinigung, da das Material teilweise stark verunreinigt ist. Sammlung und Transport des Baustellenverschnitts werden in der Schweiz vom EPS Recycling Verband organisiert.
Verwendung von Wertstoffen
ausserhalb der Bauindustrie
Beim dritten, gelb markierten Kreislauf handelt es sich um Wertstoff-Zubringer ausserhalb der eigentlichen Bauindustrie. Styropor-Abfall aus der Verpackungs- und Foodindustrie wird gesammelt und im Recycling-Verfahren zu EPS-Sekundärrohmaterial verarbeitet.

Wiederverwertung von EPS- und XPS-Dämmstoffen aus dem Gebäuderückbau

Der vierte, rot eingefärbte Wertstoffkreislauf beschreibt die eigentliche Innovation der Schweizer Dämmstoff-Herstellerin swisspor. Es handelt sich dabei um die Wiederverwertung von EPS- und XPS-Baustoffen aus dem Gebäuderückbau. Bis 2014 wurde im EPS und XPS ein Flammschutzmittel auf HBCD-Basis verwendet. Seit 2015 ist HBCD als Flammschutz in Dämmstoffen verboten und wurde durch ein Flammschutzmittel der neusten Generation ersetzt. Dämmstoffe konnten ab sofort HBCD-frei produziert werden, während bereits verbaute Materialien weiterhin umweltrelevante Substanzen enthielten. Daher war die Wiederverwertbarkeit der Dämmstoffe aus dem Gebäuderückbau bislang ausgeschlossen. Die Firma swisspor hat nun ein Verfahren entwickelt, das HBCD aus der Recyclingmasse chemisch isoliert. Ergebnis dieses Prozesses ist ein Polystyrolgranulat, das direkt als HBCD-freies EPS-Sekundärmaterial im Standardherstellungsprozess eingesetzt werden kann.

Recyclingstoffe werden zum neuen Polystyrol-Rohstoff

Aber damit nicht genug. Die Firma swisspor hat zudem einen Veredelungsprozess entwickelt, der sich an die genannten Reinigungs-, Aufbereitungs- und Isolierprozesse anschliesst. In diesem Schritt wird das im Recyclingprozess gewonnene Polystyrol, unabhängig davon, ob es aus internem Abfall, Baustellenabfall, Verpackungsmaterialresten oder HBCD-haltigem Rückbau entstanden ist mit Zusatzstoffen sowie Treibmittel versetzt und damit zu einem EPS-Rohstoff umgewandelt, der in seinen Eigenschaften zu 100 Prozent marktüblichem, neuem EPS-Rohstoff entspricht. Damit werden die Recyclingstoffe zu neuem, gleichwertigem Polystyrol-Rohstoff und der Kreislauf schliesst sich endgültig.

 

Facts

Drei gute Gründe für das swisspor Recyclingkonzept

1. Reduktion des Ressourcenverbrauchs
Jährlich werden mehrere Zehntausend Tonnen Styrol-Primärstoffe auf Basis fossiler Rohstoffe in die Schweiz importiert und zum Beispiel zu EPS- und XPS-Wärmedämmungen weiterverarbeitet. Dieser Styrol-Primärrohstoff kann durch den zukünftigen Einsatz von Recycling-Styrol-Sekundärrohstoff signifikant reduziert werden.

2. Baustoff-Recycling aus Rückbaumaterial
60 bis 70 Millionen Tonnen verschiedenster Baumaterialien fliessen jährlich in Schweizer Bauwerke. Viele dieser Rohstoffe lassen sich nach dem Gebrauch wieder in den Rohstoffkreislauf zurückführen (Urban Mining). Technologischer Fortschritt und innovative Verfahrenstechnik ermöglichen beispielsweise, aus alten Fassadendämmsystemen aus Rückbau-Objekten sowie Baustellenabschnitten energieeffizient neuen Recycling-Styrol-Sekundärrohstoff zu gewinnen.

3. Geschlossener Stoffkreislauf entlang der Wertschöpfungskette
Dank des Einsatzes der von swisspor neu entwickelten Aufbereitungstechnologie und des Veredelungsverfahrens für Hartschaumprodukte ist die Schweizer Dämmstoff-Herstellerin in der Lage, die stoffliche Grundlage für Wärmedämmungen der Zukunft zu schaffen. Somit schliesst sich der Stoff- und Wirtschaftskreislauf.

 

Christian Röthenmund,
Director Business Development

 

swisspor AG
Bahnhofstrasse 50
6312 Steinhausen
www.swisspor.ch